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Samstag, 28. Mai 2016

Supermarkt




Am nächsten Tag der Einführung folgt schon das große Programm:

Beate soll mit mir in den Supermarkt.

Da fängt die Vorbereitung schon zuhause an. Wenn ich nämlich in Fußgängerzonen, Geschäften und Restaurants unterwegs bin, ziehe ich meine Assistenzhund-Schabracke an.

Als Assistenzhund bin ich immer im Dienst – mit und ohne Schabracke -  im Gegensatz zu meinen Blindenführhund-Kollegen. Außer, Beate gibt mir frei (libera), dann darf ich laufen, tollen, spielen. Zuahuse trage ich meine Schabracke ja nicht, muss aber trotzdem immer Hilfestellung geben beim Aufheben diverser Gegenstände, beim Bringen des Telefons, Öffnen von Türen und Schubladen, Ausräumen der Waschmaschine, usw.  

Die Schabracke ist also nur für die anderen Zweibeiner gedacht, damit sie gleich mal wissen, dass ich nicht ein dahergelaufener Straßenköter bin, der mal eben den Supermarkt überfällt, sondern ein ausgebildeter Assistenzhund, der per Gesetz das Recht hat, jedes Geschäft, Arztpraxen und sogar Krankenhäuser zu betreten. Ich gelte nämlich als Hilfsmittel für Behinderte und denen darf der Zutritt zu allen öffentlichen Gebäuden nicht verwehrt werden (Gleichstellungsgesetz).

Damit Beate das mit dem Anlegen der Schabracke hinbekommt, muss sie mir nur sagen, dass ich mit den Vorderpfoten auf ihren Schoß springen soll (grembo) und dann mache ich das. So kann sie ganz leicht den Gurt um meine Brust legen und mit dem Magnetverschluss befestigen.

Im Supermarkt darf nicht schnüffeln. Das ist total schwierig, denn da riecht es immer so gut. Vor allem an der Fleischtheke ist es spannend und auch sonst liegt ganz schön viel rum.

Ich soll links (piede) am Rollstuhl gehen. Ich muss sitzen bleiben, wenn sie es mir sagt. Dann kann sie in Ruhe aussuchen, was sie braucht und wenn sie in dem Gang alles gefunden hat, stehe ich ihr wieder zur Seite.

Ich hebe alles auf, was ihr aus der Hand fällt. Ganz besonders beeindruckt ist Beate, dass ich mich an der Kasse vor den Rollstuhl stelle (fronte), Beate ansehe und dann rückwärts durch den engen Kassengang laufe – immer mit Blick auf Beate! So kann ich dort keinen Unsinn anstellen. Es soll nämlich schon vorgekommen sein, dass der eine oder andere Blindenführhund-Kumpel die Situation ausgenutzt und in der berühmten Quengelzone genüsslich ein Überraschungsei vernichtet hat.

Wir Labis sind halt schlau und immer hungrig!

Am Ende hebe ich dann noch die Geldbörse auf, die ihr runtergefallen ist! Sie ist aber auch trottelig! Gut, dass ich dabei bin!

Ein bisschen anstrengend ist leider, dass alle anderen Kunden die Übungsaktion ganz furchtbar spannend finden und immer wieder ihre Meinung zum tollen Hund kundtun. Gerne werde ich einfach gestreichelt, ob ich will oder nicht! Nerv! Eigentlich mag ich es gar nicht, wenn da plötzlich so eine Hand von oben kommt und meinen Kopf tätschelt – echt blöd! Beate passt schon auf, dass das nicht passiert, aber manchmal lässt es sich einfach nicht vermeiden.

Auch vor der Haustür ist es schwierig, die Aufgaben gut zu erfüllen, wenn ständig Leute rein- und rausgehen und sich fröhlich auf mich stürzen. Ich bin ja sehr menschenfreundlich, springe dann schwanzwedelnd auf und freue mich des Lebens. Das ist aber nicht Sinn der Übung, denn eigentlich sollte ich ruhig sitzen bleiben – aber es gibt halt immer wieder Ablenkungen.

Um dies weitestgehend zu vermeiden, wurde bei meinem Einzug ein Aushang im Hausflur angebracht, den ich Euch im nächsten Bericht zeige.

Da werde ich den anderen Mitbewohnern vorgestellt und es wird darum gebeten, mich einfach nicht zu beachten (auch wenn's schwer fällt) und in Ruhe arbeiten zu lassen. Jetzt halten sich alle Nachbarn daran und das klappt wirklich sehr gut.

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