Weil Beate, die ja nun endgültig meine neue Dosenöffnerin werden soll, Mitte April noch im Urlaub ist, können wir mit der Einführung erst danach beginnen. Ich kann es kaum noch erwarten! Das wird sicher spannend und Beate erzählt auch überall von ihrem neuen Assistenzhund.
Am 25. April ist es soweit: um 9.00 Uhr stehen Simone,
ich und ganz viel Equipment vor Beate’s Tür! Ich bringe meine Hundeliege, Decken,
Striegel, Bürste, Kamm, Spielzeug, Futternäpfe, Futter für die erste Zeit,
Leckerlis, Halsband, Leine, meine Assistenzhund-Schabracke und vor allem meinen
Ausweis und Impfpass mit – es wird ernst!
Jetzt kann es losgehen! Erst einmal erklärt Simone Beate die
ganzen Utensilien und sie machen einen 2-Wochenplan für die Einführung. Da kann
ich erst mal entspannt auf dem neuen Kissen im Wohnzimmer relaxen.
Geplant sind in der Regel 3 Stunden morgens mit Erlernen der
richtigen Hörzeichen und Gehorsam von mir. Hoffentlich wird das schon mal
zusammenpassen! Dann immer ein Spaziergang, bei dem die wichtigsten Dinge
zusammenkommen: Grundgehorsam, gutes Laufen links (piede) am Rollstuhl oder
rechts (dessi) am Swisstrac. Was Beate sich viel leichter und einfacher
vorgestellt hat, oder auch gar nicht vorgestellt hat, ist das Gehen durch
eine Tür. Es ist gar nicht so einfach, Rollstuhl, Swisstrac und mich zu
koordinieren. Dafür braucht es dann doch einiges an Übung.
Es fängt schon an der Wohnungs-Eingangstür an. Simone bringt
gleich mal eine Kordel am Türknauf an und innen an der Tür ein Target. Außerdem
wird noch eine Schublade ebenso ausgestattet und das Telefon mit einer
Flechtkordel bestückt. Ich bin ja mal sehr gespannt, was da so auf mich und Beate
zukommen wird!
Aber das ist noch lange nicht alles! Hinzu kommt die
Lektion: tägliche Futterration. Ich bekomme 2 mal täglich genau abgewogenes, eingeweichtes
Trockenfutter. Das muss vor der Fütterung mindestens 20 Minuten eingeweicht
werden. Gefüttert wird um ca. 8.00 Uhr morgens und 17.00 Uhr abends. Das hat
einen ganz bestimmten Grund, auf den ich später noch zu sprechen komme und der
sicher zu Erstaunen führt – also meinetwegen könnte es auch die zwei- oder
dreifache Menge sein (oder auch der ganze Futtersack - ich bin Labrador!), aber sie geben mir einfach nicht mehr, gemein! Ich soll mein Gewicht halten - Wie doof ist das dann!?!
Zusätzlich bekomme ich alle 2-3 Tage ein Leckerli, wie z.B. ein
Schweineohr, Pansen oder Rinderziemer und nach dem letzten Rundgang jeden Abend ein
Biskuit für die Zähne. Pflege muss sein - aber schmeckt auch supi!
Beate’s Aufnahmekapazität ist schon reichlich erschöpft, da
geht es erst richtig los. Es ist auch gar nicht so einfach am Anfang, die
richtigen Hörzeichen im richtigen Moment aus den Hirnwindungen zu kramen!
Nun geht es zum ersten Spaziergang. Was heißt, es geht los?
Erst einmal müssen wir aus der Wohnung in den Hausflur. Das erfordert schon
eine ziemliche Logistik. Zuerst muss ich Sitz (set) im Wohnungsflur machen.
Dann rollt Beate durch die Wohnungstür. Danach werde ich rechts zum Rollstuhl gerufen
(dessi). Im Hausflur muss ich wieder sitzen. Nun soll ich mittels der
angebrachten Kordel die Eingangstür schließen (porta tira). Es ist noch
hilfreich, wenn Beate bei dem ganzen Stress den Haustürschlüssel nicht
vergisst! ;-)
Ich bekommt die Aufforderung: Ziehen ( porta tira) und ziehe an der
Kordel bis die Tür geschlossen ist. Sollte das beim ersten Mal nicht klappen,
sagt Beate stärker (forza) und nochmals ziehen (tira).
Ich bin sehr bemüht, denn um Beate’s
Hals hängt ein Futterbeutel, der gut gefüllt ist. Als Klickerersatz dient das
Hörzeichen gut gemacht (brava) und dann wird mir in Ruhe ein Leckerli
verabreicht. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr verfressen bin und für Futter
alles tue. Das hilft sehr bei der Ausführung der Übungen. Aber ich bin auch
sehr vorsichtig bei meinen Taten. Deshalb muss ich manchmal drei Mal ziehen,
bis die Tür endlich zu ist und ich meine Belohnung bekomme – anstrengend so
was!
Nach getaner Arbeit muss ich wieder sitzen (set). Das dauert aber auch immer! Ich soll übrigens so lange sitzen bleiben, bis Beate das Ganze mit frei (libera) wieder auflöst. Ich darf nicht einfach aufstehen, außer mir kommt der Swisstrac zu nah.
Dann kann Beate die Haustür öffnen und mittels eines Magneten
an der Wand fixieren, so dass ich mit
dem Hörzeichen geh (vai) durch die Tür laufen darf. Ich trage dabei keine Leine. Es ist sehr hilfreich, dass vor der Haustür kein Autoverkehr herrscht. So
kann Beate in Ruhe die Haustür in Ruhe schließen oder den Swisstrac rausfahren. Ich bekomme nun
das Hörzeichen für Sitzen (set) oder stehen bleiben (ferma). Ich würde ja gerne mal rumschnüffeln, aber die Arbeit geht vor! Also bleibe ich artig sitzen, bis Beate alles angekoppelt hat und wir los können.
Dann darf ich endlich rechts neben den Rolli und Beate die
Leine reichen (apport guinza), die sie am Swisstrac befestigt. Oder wir
starten mit dem Rollstuhl zur Abendrunde.
Dafür soll ich am Rollstuhl auf der linken Seite (piede) und
am Swisstrac auf der rechten (dessi) Seite laufen, weil links die Bedienung ist.
Sollte Beate die Leine mal verlieren, so ist das nicht schlimm, denn ich gebe ihr die die Leine auch ohne
Hörzeichen wieder in die Hand. Da hat oberste Priorität und ich tue gerne, was man mir beigebracht hat. Allerdings hat Beate noch viel zu lernen, bis das alles mal Routine geworden ist!
Endlich kann es losgehen! Aber auch da tauchen die nächsten
Schwierigkeiten auf.
Ich finde es voll toll, direkt neben dem Swisstrac zu laufen
und ziehe an der Leine nach vorne. Das soll ich aber eben nicht. Gott sei Dank
haben wir eine Menge Leckerli dabei, die wir von der Futterration abgezogen
haben und so kann man mich immer wieder mit Leckerli motivieren, neben dem
Rolli zu bleiben statt voran zu ziehen.
An einer geschützten Stelle ohne Fahrräder und Autos darf ich
ohne Leine laufen. Dafür hält Beate den Rollstuhl an, lässt mich sitzen und macht die Leine ab. Ich laufe erst los, wenn sie das Hörzeichen
für frei (libera) erhalte. Dann kann ich schnüffeln, durchs hohe Gras laufen,
ein Frisbee fangen, meinen Ball rumschleppen und mich richtig austoben. Das ist die Belohnung für die
viele Arbeit und Aufmerksamkeit, die ich Beate den Tag über schenke.
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