Der dritte Tag der Einführung. Ich dachte ja, was soll denn
jetzt noch kommen? Heute ist die Physiotherapie dran. Dort muss Beate zweimal
in der Woche mit mir hin. Also gehen wir zusammen los und üben gleich mal, wie
das mit dem Lift fahren so geht. Auch das will gelernt sein, denn ich sollte
sicher in den Lift einsteigen, ohne dass ich oder Teile von mir eingequetscht werden.
Das Vorgehen funktioniert so: Vor dem Lift muss ich stehen
bleiben (ferma), bis sich die Tür öffnet. Dann rollt Beate vor und gibt mir
mehr Leine. Sie bleibt in der Lichtschranke stehen und gibt mir das Hörzeichen
vai. Ich gehe an Beate vorbei in den
Lift, Beate kommt nach. Während der Fahrt bleibe ich stehen, damit ich anderen
Fahrgästen nicht im Weg bin und bei Bedarf ausweichen kann.
In der Physiopraxis sind die Angestellten vorbereitet,
kümmern sich nicht um mich und wir können kurz einen Raum besichtigen und
besprechen, wie das mit mir dort am besten funktioniert. Simone schlägt vor,
dass wir eine kleine Decke mitnehmen, die in der Ecke platziert wird. Dann werde
ich posto geschickt und kann während der Behandlung dort liegen bleiben.
Auf dem Rückweg nach Hause von der Physiotherapie können wir
gleich noch mal das perfekte Laufen durch eine Tür üben und das Ein- und
Aussteigen am Lift. Beim Durchqueren von Türen haben wir uns darauf geeinigt,
dass Beate mit dem Rolli immer auf der Seite der Tür steht, die Tür aufhält und
ich sicher durchgehen kann.
Wir hätten beide nicht gedacht, dass die Übungen Tür und
Lift so aufwendig und anstrengend sind. Simone erklärt, dass es sehr wichtig
ist, dass es zu keinen Vorfällen am Lift kommt, denn es ist schon mancher Hund
an den Lifttüren verletzt worden und wenn ich erst einmal eine schlechte Erfahrung gemacht
habe, wird das Einsteigen in den Lift sicher nicht einfacher.
Nach der Lektion „Physiotherpie“ muss Beate noch zwei Themen
ansprechen, die ihr aufgefallen sind. Ich belle, wenn ich etwas im Hausflur höre,
oder das Telefon schellt. Simone meint, dass sich das geben wird, wenn ich mich
an die Geräusche gewöhnt habe und tatsächlich, jetzt - einige Zeit später -
reagiere ich nicht mehr auf das Telefonschellen und auch die Geräusche im
Hausflur erschrecken mich nicht mehr.
Überhaupt reagiere sie sehr gelassen auf laute
Geräusche und viele Menschen. Anderen Hunden gehe ich meist aus dem Weg. Da merkt man einfach, dass ich schon als Welpe und dann natürlich in meiner Patenfamilie alles kennengelernt habe. Das kommt mir jetzt zugute. Für die kleinen Kläffer
mit den spitzen Ohren, die wie blöd an der Leine zerren, habe ich nur einen abfälligen Blick übrig. Den großen
Schäferhunden und Rottweilern weiche ich aus und bin froh, wenn Beate mich auf die andere Seite
vom Rolli nimmt. Wenn uns andere Hunde entgegen kommen, die nicht an der Leine sind, darf ich auch frei laufen. Meistens tue ich ja so, als ob ich sie nicht gesehen hätte. Das ist noch immer meine beste Strategie. Die Schlappohren-Hunde wie Golden Retriever oder Labis habe ich gerne. Wir begrüßen uns kurz und gehen dann unserer Wege. Manchmal habe ich Lust zu spielen, dann hüpfe ich übermütig und hoffe, mein Gegenüber macht mit! Macht doch Spaß, mal gemeinsam durch die hohen Wiesen zu rennen!
Auf unserem Mittagsspaziergang treffen wir schon mal auf einen
riesigen braunen Labrador, der in einem Vorgarten das Haus bewacht. Der meint
immer, er müsse mich ordentlich verbellen. Da kann ich dann aber auch
mal anders: es wird zurück gebellt– was muss, das muss! Alles kann ich mir ja auch nicht gefallen
lassen! Aber das bleibt die Ausnahme!
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