Ich bin eine reinrassige Labrador Retriever-Hündin. Meine
Mutter heißt Zarina und kommt aus der Blindenführhundeschule in Allschwil/CH.
Mein Vater heißt Levi und reist extra aus Holland an, um mich und meine
Geschwister zu zeugen.
Meine Eltern haben nämlich besonders gute Anlagen und die
sollen auf uns Kinder übergehen. Ich habe einige Geschwister: 3 Schwestern und
4 Brüder. Wir werden am 13. November 2013 geboren.
Wir heißen Boya, Basco, Baisha, Beryl, Bisou, Bronson,
Buck und Buffy. Wir sind der Wurf B12. Deshalb fängt auch mein schöner Vorname mit B an.
Die Schule legt großen Wert darauf, dass jeder Welpenname
nur einmal vergeben wird und da schon 12 Mal ein B-Wurf dabei war, ist es eine
Herausforderung, immer neue Namen zu finden.
Ich durfte drei Monate mit meiner Mutter und meinen
Geschwistern verbringen. Meine Mutter hat mir die ersten Benimm-Regeln
beigebracht und in der Schule haben wir einen Auslauf, in dem es viele
verschiedene Spielgeräte gibt, vom Wackelbrett bis zum Bällebad. Da turnen wir gerne
drauf rum und lernen, die ersten Schritte ins Leben mit Freude zu gehen.
Wir werden in Allschwil natürlich bestens betreut. Dafür
sind viele Zweibeiner um uns herum und passen auf, dass wir gesund und munter
und voller Selbstvertrauen ins Leben starten.
Nach drei Monaten beginnt für uns „der Ernst des Lebens“. Das heißt, wir verlassen unsere Mutter und
kommen in eine Patenfamilie. Das sind ganz liebe Menschen, die sich bereit
erklärt haben, uns für 12 bis 15 Monate aufzunehmen und uns die große weite
Welt zu zeigen. Diese Familien sind geschult im Umgang mit uns wilden
Welpen.
Wir lernen erst einmal alle Familienmitglieder, Kinder,
andere Hunde und Katzen kennen. Die Patenfamilien nehmen uns mit in die Stadt,
damit wir die Geräusche, Gerüche und den Trubel kennenlernen und später locker
damit umgehen können. Wir üben, in Bus, Bahn und Auto zu fahren, wir gehen in
die Welpenschule und werden mit den ersten Verhaltensregeln für unsere Zukunft
vertraut gemacht, in der wir behinderten Menschen helfen werden.
Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, der wir uns aber
gerne stellen, denn darauf werden wir lange und intensiv vorbereitet. Und wir
sind mit ganz viel Eifer, Spaß und Einsatz dabei!
Wenn wir 1,5 bis 2 Jahre alt sind, verlassen wir unsere
Patenfamilie und gehen zurück in die Blindenführhundeschule in Allschwil. Dort
wird dann entschieden, ob wir für die Arbeit als Blindenführhund geeignet sind,
oder ob wir besser als Assistenzhund, Autismus- oder Sozialhund eingesetzt
werden.
Für mich wird entschieden, dass ich einen prima
Assistenzhund abgeben werde und ich bin auch gleich einverstanden, als Simone Ruscher
mich unter ihre Fittiche nimmt. Sie ist die Instruktorin für Assistenzhunde in der Hundeschule .
Die ersten Hörzeichen wie "set", "aterra", "ferma", "piede" (Sitz, Platz, Steh, links laufen), die Menschen sagen Grundgehorsam,
habe ich schon in der Patenfamilie gelernt, aber die nächsten Monate werde ich
noch jede Menge dazulernen müssen, bis man mich als Assistenzhund einsetzen
kann.
Zusammen mit mir und Simone arbeitet auch die kleine schwarze
Hündin Glenny. Glenny und ich werden täglich trainiert. Wir lernen wir das
Laufen rechts oder links vom Hand- und Elektrorollstuhl oder mit Swiss Trac.
Das ist gar nicht so einfach. Man muss gut aufpassen, dass man nicht unter die
Räder gerät und lustig an der Leine ziehen ist auch nicht erlaubt – blöd!
Wir dürfen uns auch nicht von Katzen, auffliegenden Vögeln
oder anderen Hunden ablenken lassen, wenn wir am Rollstuhl laufen. Im
Restaurant müssen wir still unter dem Tisch liegen und dass wir am Tisch nicht
betteln, ist selbstverständlich!
Wir versäubern uns auch nur, wenn unsere Zweibeiner das
sagen und in der Wohnung machen wir keinen Unsinn. Wir liegen brav auf unserem
Platz und warten, was als nächste Aktion geplant ist.
Ich bin ja eine Labrador-Hündin und über die sagt man:
„Die ursprünglich als „Spezialisten für die Arbeit nach dem Schuss“ gezüchteten Labrador Retriever erfreuen sich wegen ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten großer Beliebtheit. Sie zeichnen sich durch ihre Apportierfreude, ihre Anpassungsfähigkeit, ihre Lernbereitschaft und ihre Intelligenz sowie durch den ihnen eigenen „will to please“ aus.“ („Will to please“: Der Hund hat Spaß, neue Sachen zu erlernen und gibt sich Mühe, alles richtig zu machen, um dem Halter zu gefallen.)
Wenn ich alles richtig mache, werde ich mit dem Klicker, später mit "brava" und
einem Leckerli belohnt! Und ich habe immer gaaaanz viel Hunger. Für so ein
tolles Leckerli tue ich fast alles!
Simone ist mit uns ganz schön viel unterwegs. Auch bei ihr
müssen wir in die Stadt, mit Bus, Bahn
und Auto fahren und ganz viel am Rollstuhl laufen. Außerdem lernen wir,
verschiedene Dinge aufzuheben. Simone sagt „apport“ und dann soll ich zum
Beispiel einen Kugelschreiber oder sogar Geldstücke aufheben. Das ist gar nicht
so einfach, aber ich lerne schnell!
Die Lerneinheiten sind nicht allzu lang und der Spaß kommt
auch nicht zu kurz. So darf ich dreimal am Tag mit ganz vielen Kumpels im
Freilauf toben. Manchmal sind mir die anderen ein bisschen zu wild, aber meistens habe ich viel Spaß mit den anderen! Lange Spaziergänge gehören auch zum Ausbildungsprogramm.
Das monatelange Training hat sich ausgezahlt. Im April 2016
bin ich soweit, dass ich alle nötigen Aufgaben erledigen kann und so darf ich Beate
kennenlernen, der ich in Zukunft zur Seite stehen soll.
Zwei Wochen vorher ist meine Freundin Glenny in eine Familie mit einem
kleinen behinderten Jungen eingezogen und hilft dort fleißig mit. Ich will da
natürlich nicht hintenan stehen und werde mein Bestes tun, um Beate den Alltag
zu erleichtern. Ich bin jetzt 2,5 Jahre alt und bereit für neue Taten!
Ich kann ja nun schon alles, aber mein neues Frauchen muss
noch jede Menge im Umgang mit mir lernen. Simone kommt mit und wird Beate und mir in einer zweiwöchigen
Einführung zeigen, wie wir am besten miteinander klarkommen.
Das ist alles ganz schön aufregend!
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